Wir haben das nötige Wetterglück und fliegen mit dem ersten Flug ab Kathmandu nach Lukla. Dort treffen wir Bergführer Meinrad Bittel und seinen Sohn Matthias, sie sind bereits einen Tag früher nach Lukla geflogen. Zusammen haben wir Grosses vor, nämlich die Sicherung des Wanderweges von Thame nach Kongde. Es ist dies die „Königsetappe“ des Everest Komfort Trekkings.
Meinrad und Matthias sind Inhaber der Firma Roccaval Felssicherung, wir dürfen also auf Profis zählen. Das Material ist alles bereits in Lukla. So einfach war es aber gar nicht, 400 m Inox-Stahlseil, Bohrhacken und Bohrmaschinen mit Akkus nach Nepal zu bringen. Die Benzin Bohrmaschine musste z. Bsp. zuhause bleiben, denn sie hätte nicht nur geleert und gereinigt, sondern dafür noch zertifiziert werden müssen. Jetzt ist aber alles bereit und wir warten auf den Heli, der Meinrad und Matthias samt allem Material nach Kongde auf 4250 m fliegen soll. Es ist ein unglaublich emsiges Treiben hier in Lukla. Ein Flieger nach dem anderen kommt und geht. Helis summen wie Bienen herum. Weil Kongde noch im Nebel ist, müssen wir warten. Hansruedi beobachtet das Wetter und lässt das Telefon kaum mehr aus den Händen. Endlich kommt von Kongde das ok und zackzack wird der Heli geladen, fliegt zuerst im Talboden talaufwärts und dann steil hinauf auf die Aussichtsterrasse Kongde.
Hansruedi und ich besuchen zuerst noch die Hotels des Komfort-Trekkings und wandern dann Richtung Thame. Die Rhododendren sind in voller Blüte, hellrosa und pink bis dunkelrot leuchten die Bäume und ganze Wälder. Auf einem Abschnitt ist der Weg gesäumt von weissen Rhododendren, wie verzaubert, als läge feiner Schnee auf den Bäumen.
In Thame treffen wir auf Ang Song. Mit ihm waren wir schon vor über 10 Jahren am Island Peak unterwegs. Er war oft auf Expeditionen mit dabei und schon zehn Mal auf dem Everest. Er ist ein ruhiger Mensch und absoluter Profi. Er kommt am nächsten Tag mit auf die Wanderung von Thame nach Kongde, denn er soll in Zukunft diesen Weg auf Sicherheit kontrollieren. Wir wollen nicht einfach nach Nepal kommen, den Weg installieren und wieder verschwinden. Nein, Hansruedi und Ang Song bestimmen gemeinsam die zu sichernden Stellen und nach etwa drei Stunden stossen wir zu der Equipe mit Meinrad und Mathias. Sie sind schon sehr weit gekommen, über hundert Meter Stahlseil sind bereits montiert. Kein Wunder, sie haben am Tag zuvor schon Vollgas gegeben und sind von den Sherpas tatkräftig unterstützt worden. Schliesslich mussten die vier 25 kg schweren Seilrollen und alle Maschinen zu den exponierten Stellen getragen werden. Die Sherpas sind motiviert, legen Hand an wo es geht und sind sehr aufmerksam. Sie möchten so viel wie möglich lernen.
Das Wetter spielt dieses Jahr etwas verrückt. Nur ab und zu öffnet sich der Himmel und wir schauen hinüber nach Namche Bazar, zum Ama Dablam und hinauf bis zum Everest. Seine typische Schneefahne trägt er auch jetzt, und schon kommt wieder der Nebel und lässt die Bergwelt verschwinden. Es ist eine mystische Stimmung.
Umso heimeliger ist es am Abend in der schönen Comfort Lodge. Kongde ist kein Dorf, nur die Lodge steht hier, einsam und abgeschieden auf 4250 m über Meer. Wir werden wunderbar bekocht und aufmerksam bewirtet, was für ein Privileg. Wir haben Zeit zum Plaudern und Lachen und geniessen diese Stunden in vollen Zügen. Der einfache kleine Ofen wird voll eingeheizt. Das gibt zwar schön warm, wir riechen aber wie Rauchwürste. Die Zimmer dagegen sind eiskalt, gut hat es in den Betten eine luxuriöse Bettheizung.
Am nächsten Morgen heisst es früh aufstehen, der Heli soll uns um sechs Uhr nach Lukla bringen. Der Blick aus dem Fenster lässt uns aber nichts Gutes erahnen, wir sind von dickem Nebel umhüllt. Eine halbe Stunde später hat sich der Nebel zwar aufgelockert, aber Lukla ist verhüllt. Wir sind angespannt, aber ändern können wir daran nichts. Doch plötzlich kommt das ok, wir rennen hinaus, packen all unsere Sachen in den Heli und in kürzester Zeit sind wir zurück in Lukla. Der Pilot, ein junger Nepali, erkennt Meinrad Bittel und spricht ihn darauf an. Jetzt erinnert sich auch Meinrad wieder, sie hatten sich vor Jahren an einem Fortbildungskurs der Air Zermatt kennen gelernt. Wie klein die Welt doch ist!
Während wir in Lukla einen Kaffee trinken, ist Hansruedi schon wieder am Telefon mit Mingmar Sie sind voll auf Draht, damit wir möglichst bald nach Kathmandu fliegen können. Ein Flieger nach dem anderen kommt und geht, die Helis summen nur so herum. Zufällig treffen wir gerade noch auf die Trekkinggruppe von Valérie, sie brechen heute auf zum Komfort Trekking. Wir sind dann gespannt auf deren Feedback.
In Kathmandu angekommen, begrüsst uns Mingmar und bringt uns zurück ins Hotel. Was für ein Kontrast hier zu der Ruhe im Sagarmatha-Gebiet. Gemeinsam feiern wir die gelungenen Arbeiten, es hat alles super geklappt.
Herzlichen Dank allen Beteiligten, allen voran Meinrad und Matthias für den unentgeltlichen Einsatz. Danke auch allen Sherpas, die tatkräftig mitgeholfen haben. Es war super, mit euch allen unterwegs zu sein.