Wir gehören schon beim Flug von Kathmandu nach Paro zu den Glücklichsten, denn wir haben einen Fensterplatz auf der linken Seite ergattern können. Auch das Wetter meint es gut mit uns, über den Wolken ist der Himmel strahlend blau. Wir fliegen der Himalaya Kette entlang und sind gespannt, ob wir den Everest erkennen würden? Ein paar Minuten später sehen wir ihn. Er ist so mächtig, um ihn herum erscheinen alle anderen Berge klein. Wir sind überwältigt und lassen natürlich unseren Fotoapparat klicken. Der Flug dauert nur 50 Minuten und bald schon sind wir im Sinkflug. Sicher gleitet die Maschine an den Bergen vorbei und windet sich förmlich in die Täler, bis die Flugpiste in Paro in Sicht ist und wir landen.
Jetzt tauchen wir ein in eine andere Welt. Der Flughafen sieht aus wie ein stattliches Museum. Die Passkontrolle ist sehr freundlich, man heisst uns willkommen und wünscht uns einen schönen Aufenthalt. Unser Reiseleiter Karma und der Driver Dorji empfangen uns in der Tracht, das gehört zur Tradition. Wir fühlen uns wie in einer Puppenstube, alles ist so ruhig, so gelassen. Rundum fantastische Wälder, klare Flüsse. Innert kürzester Zeit schalten wir ab und geniessen.
Wir wandern zum Tigernest Kloster. Es trohnt hoch oben, ist wie an den Fels geklebt und von weitem sichtbar. Vom Ausgangspunkt schauen wir hinauf, wie kommen wir bloss dahin? Schon von Beginn weg steigt der Weg recht steil bergan. Der Wald mit seinen mächtigen Bäumen, deren Äste mit meterlangen Flechten behangen sind, erscheint uns märchenhaft. Und überall flattern uns die bunten Gebetsfahnen entgegen. Auf halbem Weg machen wir Mittagspause und sind nach etwa drei Stunden auf Augenhöhe mit dem Tigernest. Von hier aus machen wir die besten Fotos. Jetzt geht es ganz eng dem Fels entlang über hunderte Treppenstufen hinunter und wieder hinauf. Jetzt sind wir da, an diesem imposanten Ort. Das wichtige Pilgerziel verdankt seinen Namen einer Legende, wonach Guru Rinpoche, der Gründer des Buddhismus in Bhutan, auf dem Rücken einer Tigerin auf diesen Felsvorsprung flog. Unser Guide Karma erklärt uns viel, behalten können wir aber nur einen Bruchteil. Viel mehr lassen wir uns von den imposanten Malereien, Verzierungen und Figuren verzaubern. Als praktisch denkende Europäer staunen wir vor allem, wie diese Figuren und das ganze Baumaterial den beschwerlichen Weg hier hinauf gefunden haben. Beim Abstieg werden wir überrascht, es beginnt zu schneien. Ja, wir waren uns schon bewusst, dass Februar etwas früh ist. Wie jetzt Bäume und Gebetsfähnchen weiss überzuckert werden, das ist einfach traumhaft.
In den nächsten Tagen machen wir Ausflüge in den umliegenden Tälern. Der Schnee lässt zwar nicht jede Wanderung zu, aber die Aussicht vom Chele La Pass auf den Siebentausender Jomolhari ist umwerfend. Auf die Frage, wie denn die umliegenden Berge heissen, meint Karma nur: dies ist ein lokaler Berg…. Spannend, wie Buddhisten die Welt ansehen. Wir haben uns richtig anstecken lassen von den Weisheiten und Geschichten von Karma. Sie lassen uns staunen, schmunzeln, und regen uns zum Denken an. Auch Landschaftlich werden wir immer wieder verzaubert. Über zwei Drittel der Landesfläche, vergleichbar mit der Fläche der Schweiz, ist bewaldet. Das Land ist fächerartig eingeteilt mit seinen Bergen und Tälern, und jedes Tal hat seine eigene Tracht, seine eigenen Traditionen. Die Häuser mit ihren Schnitzereien sind sehr aufwändig geschmückt. Bei den Wandmalereien muss man schon genauer hinsehen, die Zeichen der Fruchtbarkeit sind überall zu sehen.
Nach all unseren Erlebnissen und Begegnungen verstehen wir, wieso Bhutan das Land der Glücklichen genannt wird. Hier wird das Bruttosozialglück über das Bruttosozialprodukt gestellt. Alles, was dem Glück der Menschen dient, ist gut und wird sogar in der Verfassung verankert. Auf unserer Reise erleben wir das hautnah und haben uns anstecken lassen. Möglichst viel von diesen schönen Erlebnissen und Weisheiten möchten wir als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Es hat uns tief berührt und glücklich gemacht!