Versteckt hinter den mächtigen Gipfeln der Annapurna-Kette liegt das sagenumwobene Upper Mustang – ein Ort, der durch seine karge Schönheit, seine reiche Kultur und die unberührte Natur fasziniert. Unsere Reise führte uns durch tiefe Täler, über hohe Pässe und in eine Landschaft, die an ein lebendiges Gemälde erinnert.
Bereits der Startpunkt, das kleine Dorf Chhusang, gibt einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns erwartet: gewaltige Schluchten, bizarr geformte Felsen und der Kali-Gandaki-Fluss, der sich seinen Weg durch diese uralte Landschaft bahnt. Je weiter wir aufsteigen, desto beeindruckender wird die Kulisse. Sandstein in leuchtenden Farben, sattgrüne Oasen inmitten der Trockenheit und schroffe Bergketten, die den Horizont beherrschen.
Die Dörfer am Weg sind stille Zeugen der Zeit. In Samar überraschen uns grüne Gerstenfelder und Buchweizenanbau, wo wir das uralte Ritual der Ernte beobachten – Dreschflegel in Aktion, Frauen, die mit flachen Körben das Korn im Wind reinigen. Weiter oben grüßen Gebetsfahnen von den Pässen, und die Menschen, denen wir begegnen, empfangen uns mit einem Lächeln, das mehr sagt als tausend Worte.
Höhepunkt der Reise ist Lo Manthang, die Hauptstadt des Upper Mustang. Schon von weitem erscheint sie wie eine Oase inmitten der steppenartigen Landschaft. Die labyrinthartigen Gassen, umgeben von lehmfarbenen Mauern, erzählen Geschichten von einem einstigen Königreich, das seine Eigenständigkeit bewahren konnte. Es ist ein Ort voller Spiritualität, wo Klöster und Tempel mit ihren kunstvollen Wandmalereien von Jahrhunderten buddhistischer Kultur zeugen.
Doch Mustang ist mehr als nur eine Kulisse. Es sind die Begegnungen, die den Ort unvergesslich machen: Hirten mit ihren gemischten Schaf- und Ziegenherden, die in der kargen Landschaft nach Nahrung suchen, oder die Frauen, die mit viel Geduld das Bewässerungssystem pflegen, das diesen Höhen das Leben ermöglicht. Nicht zu vergessen die majestätischen Bartgeier, die über unseren Köpfen kreisen, und die Murmeltiere, die sich neugierig aus ihren Verstecken wagen.
Die karge Landschaft hat uns immer wieder überrascht. Die Berberitzen waren voller roter Beeren, die Buschrosen haben gleichzeitig Fürchte getragen und geblüht, wir haben Astern und viele kleine Blumen oder Fruchtstände entdeckt: sogar hellblaue Enziane leuchteten uns entgegen!
Jeder Schritt auf diesem Weg bringt neue Perspektiven – atemberaubende Ausblicke in endlose Täler, die Stille der hohen Pässe, die uns Demut lehren, und die Freude, nach einem langen Wandertag in einer kleinen Lodge anzukommen.
Martin Hepting, Bergfüher