Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Nepal mein Lieblingsland ist. Jedes Jahr zieht es mich mit meiner Mutter Christine in das kleine Himalaya Land. Diesen Frühling darf ich mit meiner Schulfreundin Alexandra fast drei Wochen hier verbringen. Wir werden das Everest Komfort Trekking machen und den Chitwan Nationalpark erkunden. Selbstverständlich bleibt dazwischen auch reichlich Zeit für Kathmandu, der turbulentesten und chaotischsten Stadt, welche auf mich eine besondere Magie ausstrahlt.
Da Alexandra noch nie in Nepal war, stehen zuerst die schönsten Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. So geniessen wir den Sonnenuntergang bei der Stupa Swayambudnath. Welche Ruhe und welch fantastischer Ausblick auf ganz Kathmandu!
Heute geht’s los nach Lukla. Ich freue mich über den Sitzplatz auf der linken Seite des Fliegers. Was für ein Panorama! Vorbei an den höchsten Bergen der Welt und dann in einem spektakulären Sinkflug auf die berühmte Landepiste von Lukla. Ab jetzt geht es zu Fuss weiter! Auf wunderschönen Wanderwegen über imposante Hängebrücken. Auf dem Weg treffen wir auf kleine Kinder, welche sich enorm über die kleinen Fingerpüppchen aus Filz freuen. Herzig, wie sie danach für Fotos posieren und ganz schüchtern unseren Guide Passang fragen, ob sie vielleicht die blonden Haare von Alexandra anfassen dürften. Über die Hillary Suspension Bridge, wo alle ein bisschen weiche Knie bekommen, sei dies von der Höhe oder vom fantastischen Ausblick auf den ersten 8000er, geht es nach Namche Bazar hoch. Eine turbulente Kleinstadt mitten im Himalaya Gebirge, spektakulär an den Hang gebaut. Am Nachmittag setzen wir uns in ein Kaffee und beobachten den spannenden Handel in den engen Gassen. Auf den nächsten Tag freue ich mich am meisten. Steil geht es hinauf und dann endlich sehen wir ihn, höher und majestätischer als alle anderen, den Mount Everest! Was für ein unglaublicher Anblick! Ama Dablam, Mount Everest, Lhotse und Cho Oyu, das wohl schönste Bergpanorama der Welt!
Die nächste Etappe geht Richtung Thame. Einsam und verlassen ist das hinterste Tal des Solo Khumbus, eindrücklich der rauschende Fluss und farbenprächtig die tausenden Rhododendren. Je weiter wir hochwandern desto kleiner werden diese und machen den abertausenden von lila Primeln Platz. Ein schöner Frühlingsanblick am Ostersonntag!
Die Nacht verbringen wir in einer wunderschönen Lodge. Ich merke bald, dass die jungen Sherpa Servicemitarbeiterinnen noch nicht viel Übung haben und so kann ich es mir nicht nehmen lassen, einen kleinen Service Crash-Kurs zu machen. Zuerst beginnen wir mit verschiedenen Serviettenformen. Welch ein Spass, jede bringt den anderen ihre Serviettenkünste bei. Danach lernen wir drei Teller zu tragen und den richtigen Umgang mit dem Plateau. Bald schon ist das halbe Dorf in der Lodge versammelt, alle sind sehr aufmerksam und wissensbegierig.
Über einen Höhenweg gelangen wir am nächsten Tag nach Kongde. Die wohl schönste Terrasse im ganzen Gebiet! Ein gigantischer Ausblick auf das Bergpanorama und weit unter uns Namche Bazar! Der teilweise anspruchsvolle Weg dahin hat sich gelohnt! Ein besonderes Highlight des Tages sind die Spuren eines Schneeleoparden, die wir im Schnee entdecken.
Am nächsten Tag sind wir in Lukla zurück. Draussen herrscht Schneegestöber, in der warmen Stube feiern wir Nepalesisches Neujahr. Bei diesem Thema möchte Alexandra Passangs Geburtstag wissen. Er antwortet ganz erstaunt, Passang heisse Freitag, dementsprechend sei er an einem Freitag geboren. Das Datum wisse er nicht, zeigt uns aber stolz seinen Pass. Ah genau, der 22. Mai sei sein Geburtstag! Wir widersprechen ihm, denn das ist das Ausstellungsdatum des Passes. Sein Geburtstag ist eingetragen mit 31. Februar…
Nach dem Trekking geht es in den Royal Chitwan Nationalpark. Auf dem Rücken des Elefanten, zu Fuss oder mit dem Jeep durchstreifen wir den Dschungel! Was für eine Sensation, als wir einen Braunbären mit zwei Jungen erblicken! Selbst der Guide flippt fast aus vor Freude! Und nicht zu vergessen die etwa 15 Nashörner und die riesigen Krokodile. Auch die Tigerspuren im Baum beeindrucken uns…
Die letzten Tage verbringen wir wieder in Kathmandu und gehen mit der Lehrerin Ngimi aus Dimil Schulbücher einkaufen. Nun wird den Kindern in Nepal jeden Morgen aus dem Heidi Buch vorgelesen.
Und dann geht leider jede Reise dem Ende entgegen. Es ist Zeit, von Kathmandu Abschied zu nehmen. Was habe ich doch den schönsten Beruf der Welt!