Der Nebel lichtet sich, die Sonne scheint bald warm durch unsere Fenster und lässt den Morgentau in den Blättern, Gräsern und Spinnennetzen glitzern. Was für ein Erwachen am Neujahrsmorgen! Absolute Ruhe. Nur ganz leises Zwitschern der Vögel ist schon bei den ersten warmen Sonnenstrahlen zu hören.
Über die Festtage verbringen wir jeweils einige Tage im Frigoulet und bereiten die kommende Saison vor. Die Region der Ardèche ist immer einzigartig. Jetzt im Winter sind die Gassen von Vallon Pont d’Arc und Barjac menschenleer. Nur die Einheimischen halten angeregt ihre Gespräche. Herrlich, am Morgen auf den Wochenmarkt zu gehen, das Treiben zu beobachten und auf dem Dorfplatz einen Kaffee zu trinken. Dieses Jahr hat es hier sogar einen kleinen Weihnachtsmarkt und ein Eisfeld gegeben! Ein Eisfeld in Vallon? Beim genaueren Hinsehen stellen wir fest, dass es gar nicht Eis, sondern eine Kunststofffläche ist. Und man geht nicht mit Schlittschuhen darauf, sondern ganz einfach mit normalen Skates…
Eine der wichtigsten Arbeiten im Winter, welcher vielleicht den meisten Gästen verborgen bleibt, ist das Ausholzen der Pinien. Wir müssen die sehr schnell wachsenden Bäume im Zaum halten, damit die Aussicht bleibt wie gewohnt: atemberaubend und einmalig schön! Sonst hätten wir innert kürzester Zeit keinen Sonnenuntergang mehr zu bestaunen von der Terrasse aus.
So steigen alle in ihre Schnittschutzhosen und holzen kräftig, was das Zeug hält. Es ist eine Freude, wie es sofort wieder lichter wird! Die Pinie gehört zu den Bäumen die nicht nur schnell wachsen, sondern sich auch rasant vermehren. Also fällen wir auch alle jungen, kleinen Pinien. So entsteht Platz und Luft für Kastanienbäume, Erdbeerbaum oder auch Geissblatt. Da ich selber keine Motorsäge bedienen kann, mache ich währenddessen eine kleine Tour mit meiner Kamera. Die Ardèche ist ein Naturparadies. Was ich hier rund ums Frigoulet alles entdecke, grosse und eben auch kleine Naturwunder. Die zarten verblühten Blumen des Sommers, die zerfurchte Rinde der Eichen, die knallroten Beeren des Mäusezahn oder die Tautropfen auf den Spinnennetzen. Grüne Tulpen- und Narzissen-Spitzen, die ersten Vorboten des Frühlings, stossen schon durch die Erde. Es sei denn, die Wildschweine haben sich nachts an den Blumenzwiebeln gelabt.
Übrigens haben wir über die Neujahrstage bereits im T-Shirt draussen Mittag gegessen! Schon bald gehen die Türen des Frigoulets wieder auf. Man darf sich also auch im Frühling schon darauf freuen, nach der Tour die Terrasse zu geniessen.