Im Domaine du Frigoulet entsteht ein neuer Trail – ausnahmsweise kein Biketrail, sondern ein Naturlehrpfad. Er startet gleich unterhalb des Pools, wo eine Infotafel erklärt, welche Tierarten rund ums Hotel heimisch sind. Zur Einweihung führt Hansruedi Büchi eine Gruppe interessierter Gäste über den künftigen Lehrpfad.
Fliegen kleine Mücken unter einer Eiche wie wild im Kreis, muss in der Erde ein Trüffel stecken. Riecht es nach Verwestem oder Faulem, hat ein Wiedehopf in der Nähe sein Nest – mit dem stinkenden Sekret schützt er seine Jungen vor Raubvögeln oder Mardern. Folgt man dem schwarzen Haustrail bis an den Bach runter, flitzt vielleicht gerade wenige Meter über dem Wasser ein Eisvogel vorbei.
Mit diesem Wissen im Kopf hat Hansruedi Büchi schon lange mit der Idee des Naturparks Frigoulet gespielt. Kaum erst zu Ende gedacht, präsentiert Büchi sie an einem sonnigen Mittwochmorgen einer Gruppe interessierter Gäste.
Solange sie singen
Der Spaziergang beginnt um 7 Uhr unterhalb des Pools. Die neue Infotafel weist den Eingang zum Naturlehrpfad, der diese Saison entstehen wird. Der Start bildet die grosse Espe. Sie fasst alles zusammen, was für Südfrankreich, den natürlichen Kreislauf und die Auswirkungen des Klimawandels steht, erklärt Büchi. Die Grösse des Baumes werde von der Zikade reguliert. Sie ziehe Saft aus seinem Stamm, was dem Baum Kraft raubt. Sobald das Thermometer über 23 Grad klettert, sind die Membranen der Zikaden-Männchen warm und elastisch. Dann beginnen sie, ihre gezackten Vorderbeine übereinander zu reiben und das Feriengefühl-erzeugende Zirpen erklingt. Kommt ein Weibchen in die Nähe, drehen die Männchen ihre Lautstärke auf, variieren zwischen drei Melodien und improvisieren – vielleicht – bis sie ein Weibchen von sich überzeugen können.
Die Zikaden sind bei den Singvögeln als Speise sehr beliebt, diese wiederum bei den Raubvögeln. Hier beginnt der Kreislauf zu drehen: Die Zikade kann nur bis 36 Grad Celsius singen – nachher geht sie in den «Energiesparmodus», weil sie ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren kann. Wird es also wärmer in der Gegend, ziehen die Insekten nach Norden und mit ihnen wohl auch die Sing- und Raubvögel. Und die Espe wird ihr Blätterwerk ungehindert wachsen lassen. Kann sich die Natur anpassen, Lösungen finden, oder wird sie unter der Hitze eingehen? Zu diesen Fragen soll der neue Naturlehrpfad im Naturpark Frigoulet anregen.
Eine echte Ferienoase
Die Espe ist auch ein Indiz für Wasservorkommen, weshalb das Grüppchen als nächstes zur Wasserquelle des Domaine du Frigoulet geführt wird. Unterirdisch kommt das Wasser aus dem Cevennen Nationalpark nach Vagnas und zum Domaine du Frigoulet. Unter dem Hotel befindet sich ein See, der die Ferienoase mit Wasser beliefert. Durch Dornen, über umgekippte Bäume und durchs Unterholz führt Hansruedi Büchi die Gruppe rund ums Hotel, erzählt von Wachholdersaft, welcher die Gallier ihren Pferden einrieben, um sie gegen Zecken zu schützen. Von ihren eisernen Wagenrädern, die Spuren im Stein hinter dem Gehege des Esels Bobo und Pony Jolly hinterliessen. Dann steht die Gruppe vor dem bald erblühenden Lavendelfeld und bewegt sich langsam Richtung Frühstücksbuffet. Der neuste Trail des Domaine du Frigoulet ist anders als die bisherigen. Was sonst «Stonegarden» genannt wird, ist hier eine Trockensteinmauer, in der die Äskulapnatter haust. Während sonst die Wühlaktivität der Wildschweine den Weg zerstört, ist es hier ein Indiz für ihre Anwesenheit. Willkommen auf dem Naturlehrpfad Frigoulet!
Delia Landolt, freischaffende Texterin und Bikeguide im Frigoulet