Nie hätten wir uns vor 30 Jahren ausmalen können, wie viel wir in Tanzania erleben dürfen und wie uns dieses Land in seinen Bann zieht. Wir haben die Menschen am Kilimanjaro gern bekommen, sie sind unsere Freunde geworden. Jetzt möchten wir ganz behutsam auch mit den Massai engeren Kontakt knüpfen. Das wird dann vor allem auf der Naturreise Tanzania miterlebt.
Immer wenn Hansruedi und ich in Tanzania unterwegs sind, besteht ein Teil aus Arbeit und ein Teil aus „Ferien“. Im Kilimanjaro Farmhouse werden wir von Evarest, Remy und Livingstone herzlich begrüsst und über die Neuigkeiten informiert. Später machen wir eine kleine Wanderung durchs Dorf. Jedes Mal lernt man wieder jemanden kennen, sieht wieder etwas neues, auch für uns immer von neuem spannend.
Diesmal haben wir jedoch ein grosses Ziel, nämlich die Besteigung des Ol Doinyo Lengai. Bereits die Anreise ist spannend. In Mto wa mbu biegen wir ab ins Riftvalley und fahren stundenlang über Schotterstrassen, ohne einem Menschen zu begegnen. Während am Anfang die Hänge des Rift Valley noch kräftig grün bewaldet sind, wird die Landschaft immer karger. Angekommen am Lake Natron können wir uns kaum satt sehen an den tausenden Flamingos.
Am nächsten Morgen geht es früh los. Nach einer stündigen Fahrt an den Fuss des Lengai starten wir um vier Uhr morgens, begleitet von einem Massai. Der Aufstieg beginnt ganz sanft und wird immer steiler, ohne Zickzack, einfach gerade hinauf. Plötzlich weht uns nicht nur ein empfindlich kalter Wind entgegen, sondern Schwefelgeruch sticht uns penetrant in die Nase. Überall dampft heisse Luft aus Löchern und versetzt den Berg in eine gespenstische Szene. Punkt acht Uhr stehen wir auf dem Gipfel. Die erwünschte Aussicht bleibt leider aus, Dampf und Nebel ergänzen sich zu einer dicken Schicht. Hansruedi, der den Lengai bereits 2004 mit Goodluck bestiegen hatte, kennt den Berg kaum mehr: durch den Ausbruch 2007 hat er sich derart verändert und ist sogar gut 100 m gewachsen auf heute knapp 3000 m. Nach einem kurzen Znüni machen wir uns wieder auf den Abstieg und werden bald mit einer schönen Aussicht auf das karge Hochland belohnt. Der Gipfel bleibt aber eisern im Nebel versteckt und zeigt sich erst am nächsten Tag wieder.
Bevor wir weiter in die Serengeti fahren, sind wir froh, das Auto nochmals auftanken zu können. Die „Tankstelle“ hätten wir ohne unseren Guide aber nie gefunden. Sie besteht nämlich gerade aus einem einzigen Dieselfass, untergebracht in einem lottrigen Bretterschopf. Anstelle eines Zapfhahns bedient man sich einem Kübel, und mittels einem aus einer Petflasche gebastelten Trichter fliesst der Diesel wirklich in unseren Tank. Wir verabschieden uns in diesem kleinen Dorf, kaum vorzustellen, wie abgeschieden und karg hier das Leben ist. Richtung Serengeti bietet sich landschaftlich dann eine sehr abwechslungsreiche Szenerie. Eher abenteuerlich gestaltet sich die Fahrt. Die Strasse gleicht einmal eher einem Bachbett, dann ist sie teilweise nur zu erahnen. Da es Regenzeit ist, durften wir nicht „blind“ einfach überall durchfahren, denn auch wenn es nicht immer so aussieht, der Schlamm kann sehr perfid sein und ein Auto wäre schnell versenkt. Zum Glück hat Hansruedi Freude an solchen Herausforderungen, für ihn ist es eher wie ein Spiel.
Angekommen in der Serengeti machen wir erneut Augen: wo sind die tausenden von Tieren, die normalerweise jetzt im Norden sind? Wie leergefegt sind die Weiten Hänge, am Mara Fluss grasen nur ein paar Zebras und Gnus, einzelne Giraffen, Gazellen und Elefanten. Wohl eine Laune der Natur, lassen wir uns erklären. Die Tiere seien bereits im September Richtung Seronera gewandert und nur nach einem Regen kurz zurückgekommen, um dann endgültig die grosse Wanderung anzutreten. Und tatsächlich, zwischen Nabi Gate und Ndutu wimmelte es nur von Tieren, buchstäblich schwarz schien der Horizont. Überall bildeten sich die typischen Formationen, ein Tier trottete oder rannte dem anderen hinterher.
Spannend war dann die Begegnung in Endulen mit den Massai.
Schon lange war es ein Wunsch, ihnen näher zu kommen, aber nicht auf die Art, wie es die meisten Touristen erleben. Wir wollten keine eingeübte Show sehen, nicht in ihre Behausungen eindringen und auch nicht für jedes Foto zahlen müssen. Deshalb waren wir nicht allein unterwegs, sondern wurden von Kimani, Longishu und einem Ranger behutsam in diese sensitive Region begleitet. Von Endulen, einem kleinen Dorf in der Ngorongoro Conservation Area sind wir über die Hügel Richtung Serengeti gewandert. Hier in diesem Schutzgebiet kommen praktisch keine Touristen vorbei und für Wanderungen braucht es eine Bewilligung. Ebenso darf man nur begleitet unterwegs sein. Einerseits schützt der Ranger die Gäste, andererseits führen uns unsere Begleiter in diese Kultur ein und klären uns darüber auf, wie wir uns verhalten sollen, was erlaubt oder eben nicht angebracht ist. Wir wollen uns an diese Regeln halten, denn dafür werden wir mit einer eindrücklichen Wanderung belohnt, die wir nicht mehr vergessen werden. Alle unsere Begleiter sind Massai von dieser Region, Longishu kennt die Hügel rund um Endulen am besten, kann sich aber nur in Massai-Sprache mitteilen. Kimani ist ausgebildeter Naturkundeführer, er wirkt als Bindeglied und zeigt und erklärt uns so viel. Wir wissen jetzt zum Beispiel, warum der Massai keine Colgate braucht…Wir lernen auch, womit sich ein Massai in der Wildnis verpflegen kann und er sich die Langeweile vertreibt. Wir wandern an den Häusern der Massai vorbei, sehen Frauen, Männer und Kinder an ihrer Arbeit oder beim Spiel. Zuoberst auf den Hügeln haben wir dann eine fantastische Weitsicht in die Serengeti. Wir entdecken sogar Giraffen, Gazellen und Zebras, gar nicht so weit von uns entfernt.
Ausserdem wurden nur wenige Kilometer von hier fossile Fussspuren von aufrecht gehenden Individuen entdeckt, die auf ca. 3 Millionen Jahre geschätzt werden. Die Region wird deshalb auch Wiege der Menschheit genannt.
Selbstverständlich möchten wir auch hier nicht nur nehmen, sondern auch geben. Wir haben mit dem Oberhaupt von Endulen Kontakt aufgenommen und möchten in Zukunft ein soziales und ökologisches Projekt unterstützen. Dieses soll der ganzen Region zu Gute kommen und nicht nur einzelnen Massai. Wir freuen uns sehr über diese neue Wanderung, sie hat nicht nur uns sehr bereichert, sondern wird die Naturreise Tanzania um eine Attraktion reicher machen.
Wir freuen uns schon jetzt wieder auf die nächste Reise in dieses zauberhafte Land.