Knappe zehn Jahre sind seit meinem Aufenthalt in einem Elefantenpark in Südafrika vergangen, wo ich während drei Monaten gelebt und gearbeitet habe. Während diesem Aufenthalt reifte in mir der Wunsch nach einer beruflichen Veränderung heran.
Um mehr Zeit mit tollen Menschen in der Natur verbringen zu können, habe ich die Ausbildung zur Wanderleiterin absolviert. Zudem habe ich begonnen, Teilzeit auf dem Hof meiner Eltern im Emmental zu arbeiten. Wir ziehen im Aufzuchtvertrag 45 Rinder gross, welche beim Eintritt ins Erwachsenenalter als Milchkühe zurück zum Besitzer gehen. Oft bezeichne ich meinen Arbeitsplatz auf dem Bauernhof deshalb liebevoll als «Rinder-Kita». Die Freude war nun aber riesig, als ich nach zehn Jahren Afrika-Abstinenz meine «Rinder-Kita» gegen Elefanten und andere wilde Tiere tauschen konnte. Afrika, du hast mich wieder!
Während der Reise vermittelte ich den Gästen jeden Abend kurze, spannende Infos über verschiedene Themen, wie zum Beispiel das Buschbaby, Löwen, Giraffen und die Kultur der Massai. Ich wusste, dass im ersten Camp das Buschbaby lebt und jeden Abend einen Abstecher auf die offenen Restaurantterrasse macht. Garantiert. Also habe ich vor dem Nachtessen etwas über die kleinste Affenart mit den süssen Kulleraugen erzählt. An diesem Abend liess sich das Buschbaby allerdings überhaupt nicht blicken! Am nächsten Tag haben wir auf unserer Safari mehrere Giraffen gesehen. Diesmal konnte ich also nicht falsch liegen, wenn ich etwas über das Nationaltier von Tansania erzähle. Doch was passiert während meiner Animation über Giraffen? Ein Buschbaby taucht auf! Wie immer im Leben ist ein gutes Timing entscheidend 😉
Hingegen war das Timing perfekt, als wir in einem anderen Camp einen sympathischen Massai namens Julius kennengelernt haben. Er hat sich bereit erklärt, uns etwas über sich und seine Kultur zu erzählen.
Wir sassen nun also abends am Lagerfeuer direkt am Fluss, hörten das Knistern des Feuers und hörten dem Massai gespannt zu. Ein Mann aus ihrem Volk kann bis zu zwölf Frauen heiraten, wenn es seine finanziellen Mittel erlauben. Für jede Frau wird ein eigenes typisches Rundhaus gebaut, welches sie mit ihren Kindern bewohnt. Die Summe aller Hütten der Frauen wird Boma genannt. Schlussendlich hätten wir fast das Nachtessen verpasst, so spannend waren seine Erzählungen.
Der Massai Julius kommt ursprünglich vom Gebiet rund um den Ngorongoro Krater im Norden Tansanias. Diesen Park haben wir nicht besucht, dafür vier andere Nationalparks. Der Nyerere wird mit einer Fläche von 30’900 km2 als grösster Park Tansanias bezeichnet.
Jeder Park konnte uns mit einer neuartigen Landschaft überraschen. Offenes Gelände und hügelige Landschaft im Mikumi Nationalpark, Flusslandschaft und üppiges Grün im Ruaha Nationalpark. Und Tiere, unglaublich viele Tiere. Sogar ein Leopard hat direkt neben unserem Safarijeep posiert!
Da mit der Zeit etwas Heimweh nach meiner «Rinder-Kita» aufkam, war für mich der Besuch der Mufindi Lodge im Hochland ein persönliches Highlight. Die hügelige, sattgrüne und weite Landschaft hat mich stark ans Emmental erinnert. Nur sind die Dimensionen viel grösser, 6’000 Hektar Land gehören zur Fox-Farm! Der Aufenthalt auf der Farm bot eine wunderbare Abwechslung zu den Safaris und eignete sich hervorragend, um die Erlebnisse der Safari zu verarbeiten und zu entspannen. Wer wollte hatte die Gelegenheit, die Farm zu besichtigen, Kühe zu melken, Lämmer zu tränken und die dreissig Pferde zu begutachten. Es ist wohl klar, dass ich mir die Tierwelt der afrikanischen Farm nicht entgehen lassen konnte.
Zu Hause bei meiner «Rinder-Kita» denke ich oft an die vielen schönen Begegnungen und Momente in Südtansania zurück. Schon ist sie wieder da, die Sehnsucht nach Afrika. Deshalb werde ich im Mai für vier Wochen nach Afrika reisen, um einen Kurs als Safari-Guide zu belegen. Ich werde vieles über die Tiere und ihr Verhalten, Vögel, Reptilien, Insekten, Geologie, Pflanzen, Fährten lesen und Orientierung im Busch lernen. Die Vorfreude ist riesig, dass ich mir schon bald ein fundierteres Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt Afrikas aneignen kann. Dieses Wissen werde ich bei meinen nächsten Reisen für Aktivferien von Herzen gerne weitergeben.
Afrika, schon bald hast du mich wieder!