Ein Liebesbrief an unser Bikezentrum in Südfrankreich
Wenn du morgens erwachst, schickst du in Regenbogenfarben die Sonne über den Horizont, um uns Guten Tag zu sagen. Deine frische Luft belebt uns und wir blühen mit dir im Herbst nochmals neu auf. Liebe Ardèche, du bist unser Mountainbike-Spielplatz, unser Naturparadies, unser Erholungsraum. Wir mögen alles an dir…fast alles.
Dein zweiter Frühling!
Nach dem trockenen Sommer gönnst du dir jetzt ab und an wieder eine kurze Dusche. Dein Herbst ist unser zweiter Frühling. Du hast wieder Kraft zu wachsen, zu wuchern, zu wüten. Nein, liebe Ardèche, wir haben dir die Dornen-Kratzer noch nicht verziehen, die du uns immer wieder als Souvenir anhängst. Aber wir schnippeln dich ja gerne zurecht, frisieren dich, damit du wieder ordentlich ausschaust. Als Gegenzug haben unsere Pneus nach einem Regenschauer auf deinen Böden wieder richtig Grip und lassen uns unbeschwert über deine Trails fliegen. Wäre nach der letzten Kurve nicht diese schlammige Pfütze gewesen…
Deine Trails!
Aber eines muss man dir lassen: Deine Trails sind Spitzenklasse. Alle reden immer vom «Heavy Dutly», vom «Nougattrail» oder vom «Serpentino». Aber weisst du was, liebe Ardèche, unser Lieblingstrail ist der «Eukalyptus». Ein ausgewaschener, wurzeliger Trail, der unseren Bikerinnen und Bikern etwas Kreativität abverlangt. Bike-Guide Katrin pflegt vor dem Start zu sagen: «Spielt mit dem Trail, sonst spielt er mit euch.» Doch das ist kein Problem, denn schon unsere Vorfahren hast du zu künstlerisch-spielerischem Schaffen inspiriert.
Deine Geschichte!
Vor 36’000 Jahren hast du es ein paar Jungsteinzeitlern angetan. In der Nähe des Pont d’Arc haben sie in einer Höhle Handabdrücke hinterlassen, Tierkonturen in den Stein gekritzelt oder mit Holzkohle richtige Kunstwerke geschaffen. Da die Malereien nach der Entdeckung vor 20 Jahren geschützt werden wollten, wurde die Höhle verschlossen und mitsamt den Zeichnungen als Grotte Chauvet 2 nachgebaut.
Wenn die Steinzeitler nicht gerade Kunst erschufen, lauerten sie Mammuts oder Leoparden auf, während wir heute über Trails jagen, um ab und an einen Blick runter in die Ardèche-Schlucht zu erhaschen.
Die Schlucht!
Wie eine Schlange zieht sich die Ardèche durch das Karstgestein, hat den Pont d’Arc rausgefressen und in der ganzen Region eine tiefe Schlucht hinterlassen. Ich muss schon sagen, du haust uns jedes Mal aufs Neue um, wenn wir auf dein blaugrünes Wasser herunterschauen. Oft gondeln ein paar Kanus auf dir herum, sie sind knallige Farbpunkte in deinem sonst so natürlichen Erscheinen. Als würdest du dich mit etwas Schmuck zieren wollen, dabei hättest du es gar nicht nötig! Dasselbe fällt in deinen unzähligen, kleinen Ortschaften auf.
Die Dörfchen!
Überall wo wir durchfahren, zieren blaue Fensterläden die sonst sandgelben Steinmauern. Labastide de Virac ist ein Musterbeispiel. Das Dörfchen rund um das Château des Roure
ist winzig, doch so verwinkelt, dass man sich problemlos verlaufen könnte. Zwischen den Gässchen tauchen immer wieder witzige Treppenpassagen auf, die unter wunderschönen Bögen hindurchführen. Auch Barjac folgt diesem Bauplan. Jeden Freitag wird die Stadt rund um den Park von einem Markt belebt, der einem Basar gleich Oliven, Sanglier-Salami, Chèvre (Geissenkäse), Lavendel-Produkte oder Seife aus der Region auftischt.
Liebe Ardèche…
Ich hoffe, dir hiermit gerecht geworden zu sein. Es ist manchmal fast surreal, mit dir zu Biken. Du trägst so vieles in dir, das wir rollend bewundern können. Du besorgst uns den nötigen Flow, gibt’s uns den gewissen Kick, ohne dass du dich besonders anstrengst. Du bist einfach da, so unverfälscht und natürlich. Wenn du uns dann am Abend das letzte Licht über die Hügel schickst, färben sich die Schäfchenwolken rosa, bis du uns voller Stolz den blitzenden Sternenhimmel präsentierst.
Liebe Ardèche, wir lieben dich.
Delia Landolt und dein Bike-Guide-Team