Ein Massai begleitet Burgi, René und mich spätabends durch die vom Vollmond hell beschiene Landschaft. Bei den Bungalows angelangt, bewegen sich zwei der vielen grossen schwarzen Steine im Flussbett. Zwei Flusspferde grasen dort im hellen Mondschein. «Das ist ja unglaublich», sagt Burgi als wir die leise mampfenden Tiere beobachten. Dann wünschen wir uns «Lala salama», Gute Nacht.
Ich erwache, weil draussen vor dem Bungalow etwas stetig zupft. Vom Fenster aus entdecke ich zwei Flusspferde die im Morgenlicht Gras fressen. Ich gehe auf die Terrasse und etwa 120 Nimmersatt-Störche klappern empört mit den Schnäbeln, direkt im Fluss vor dem Bungalow. Zwischen den Nimmersatts stehen Marabus, Seidenreiher, Goliathreiher, ein Sattelstorch und ein Pelikan. Rechts zwischen den Steinen entdecke ich einen Fischadler. Rot geht die Sonne hinter einer Akazie auf. Was für ein Erwachen und Aufstehen. Was für Bilder. Ein neuer Tag im Ruaha Nationalpark beginnt.
Auf der morgendlichen Pirschfahrt entdecken wir nebst anderen Tieren: Büffel, Giraffen, Kudus, Zebras, Wasserböcke, Paviane und verschiedene Antilopenarten. Heute widmen wir uns auch kleineren Tieren. Einer Siedleragame schauen wir zu, wie schnell ihre prächtige rotblaue Haut nach der Paarung verblasst. Weissbauchlärmvögel, Gabelracken und Nashornvögel faszinieren mit Farben und Rufen. Wir bewundern die herrlich schönen Affenbrotbäume. Als die Sonne hoch am Himmel steht kurven wir hungrig über die Sandpiste Richtung Mittagessen. Doch da versperren uns ein Löwenmännchen und zwei Löwinnen die Strasse. Sie wirken nervös. Die Guides weisen uns leise an auf den Sitzen hocken zu bleiben. Kein Aufstehen in den offenen Jeeps! Der Massai Lejejo deutet ins Gebüsch und an sein Ohr. Wir lauschen aufmerksam und vernehmen das leise Fiepen von Löwenbabies im Dickicht. Die Löwen schrecken ob einer zu hastigen Bewegung auf. Wir lassen sie und ihre versteckten Babies in Frieden und fahren weiter. Ein paar Hundert Meter entfernt wartet unser Mittagessen. Unter einem grossen Raintree, einem Regenbaum, hat die Crew von der Lodge für uns weiss gedeckte Tische und Stühle aufgestellt. Etwa 120 Meter weiter verweilt eine Familie Elefanten im Schatten unter einer Akazie. Wir geniessen den tollen Ausblick, das feine Essen und die feinen Salate aus Felix‘ Küche mit einem kühlen Glas Bier oder Wein. Als wir das Dessert verspeisen, setzen sich die Elefanten in Bewegung und überqueren das trockene Flussbett. Auch wir steigen wieder in die Jeeps und machen uns auf die Pirsch nach weiteren Tieren. Grosse und kleine. Sie begeistern uns alle.
Der Hippo-Pedi-Bus unter der Leitung von zwei Massai sammelt uns bei unseren Bungalows ein und bringt uns zum frühmorgendlichen Kaffee. Es ist 5.30 und stockfinstere Nacht. Noch wandern die Flusspferde durch unser Camp. Auf der Fahrt zur Rangerstation färbt sich der Himmel über dem Horizont rot. Und einmal mehr steigt die Sonne hinter einem Akazienbaum in den farbigen Himmel hoch.
Vier Ranger mit Gewehren begrüssen uns zur morgendlichen Fusssafari. Wir wandern in zwei Gruppen gemütlich dem Flussufer entlang. Aus den Wasserlöchern verfolgen uns Dutzende von Augenpaaren. Vorne, in Ufernähe, die Krokodilsaugen, dahinter die Augen der Flusspferde. Kaum vorstellbar, dass dieser jetzt fast trockene Fluss im März, April voller Wasser ist. Wir entdecken eine Elefantenspur im Sand. Ranger George lässt uns raten: Weibchen oder Männchen? Wir werweisen, haben viele gescheite Ideen und können uns nicht entscheiden. George lacht: eine einzelne Spur. Elefanten leben in Familien. Nur Bullen ziehe alleine durch die Savanne! Keine weiteren Fussabdrücke hier. Also ein Elefantenbulle. Der Grösse des Abdrucks nach ein noch junger Bulle. Wir nicken. Macht Sinn.
Elmar fasst die zweieinhalbstündige Wanderung kurz und trocken zusammen: «Soviel Scheisse habe ich schon lange nicht mehr gesehen!» Und wenn Elmar recht hat, hat er recht! Elefantendung, Flusspferdkacke, Wasserbockäpfel, Impalakot, Genetlosung, DikDik-Kügelchen und noch ein paar andere Kothaufen mehr, haben wir unterwegs angeschaut und erklärt bekommen. Und falls Sie mal in der Savanne am Verdursten sind und zufällig ein Elefant in Ihrer Nähe seinen frischen Dung herunterpurzeln lässt: Einfach den frischen Elefantendung auspressen. Es ist viel Flüssigkeit drin. Geht auch für Vegetarier, sagt uns Ranger George schmunzelnd, denn Elefantenkot ist rein vegetarisch! Das Bushfrühstück, welches wir am Ende der Fusssafari serviert bekommen schmeckt lecker unter der bereits wieder heissen ostafrikanischen Sonne.