Wie entstehen eigentlich die Trails des Domaine du Frigoulet? Zwei Bike-Guides haben sich die Frage zum Projekt gemacht – und «Petit Sanglier» erschaffen.

Von Delia Landolt

Hacken, rechen, schaufeln, hacken, rechen, schaufeln – ein Trail baut sich nicht von selbst, auch nicht im Domaine du Frigoulet in der Ardèche, wo scheinbar hinter jedem Baum ein Trail beginnt. Erst wenn der Rücken von der gebeugten Haltung schmerzt und sich an den Händen leichte Blasen abzeichnen, darf die Arbeit unterbrochen werden. Bis dahin heisst es eben: hacken, rechen, schaufeln. Zwei Frigoulet-Guides haben sich ein noch unbebautes Stück Wald im «Grand Bois» ins Auge gefasst, wo die besten Trails der Ardèche zusammenkommen. Hier soll ein Trail entstehen, der die Biker gleich vor dem «Serpentino-Trail» ausspuckt. Ein Verbindungstrail also, als Vorbereitung auf die flowigen Kurven, die einen dort erwarten. Kleines Wildschwein, en français «Petit Sanglier» soll der Neuling heissen.

Lehmig, feucht – perfekt

Vor dem inneren Auge wird der Trail geplant – hier um den Baum herum, da eine Welle, dort ein Sprung. Der Anfang ist schon von einer kleinen Schneise, die in den kurzen Waldabschnitt führt, gegeben. Sie führt gleich zu einem von den Wildschweinen aufgewühltem Stück Erde – perfekt für den ersten Roller, eine Bodenwelle, die für den optimalen Schwung sorgt. Die Erde, die hier leicht feucht und etwas lehmig ist, lässt sich wunderbar formen. Doch zuerst heisst es spuren: Mit dem Hacken die Nadeldecke des Waldes wegkehren, mit dem Rechen die restlichen Unebenheiten rausnehmen und am Ende mit der Schaufel hier und da etwas weg oder hin schaufeln, anklopfen, festdrücken. Als Feinschliff werden Dornen geschnitten, Äste und Pflänzchen entfernt.

Flow dank Dreck

Mit etwas Rechen ist aber ein Trail noch nicht gemacht – Shapekunst ist nun gefragt, damit die Kurven richtig flowig werden und es etwas zu springen gibt. Chef-Shaper und Bikeguide Gregory Moore meint: «Shapen ist die Kunst, die Bestandteile der Natur möglichst gut zu nutzen, ohne etwas davon zu zerstören.» So kommt gleich an den nächsten Baum eine schnittige Anliegerkurve, die mit einer Schubkarre voll Dreck aufgeschüttet wird. Zuerst wird mit der Schaufel vorgeshaped – die Form wird vorgezeichnet, damit sie auch sicher in den Flow des Trails passt. So wird dann die Erde festgedrückt, von der Seite, von oben, mit der Schaufel und den Füssen.

Ein etwas grösseres Projekt stellt der Kicker dar: Die Landung ist schon perfekt von einer Bodenwelle des Waldes gegeben, also braucht es nur noch einen Absprung. Drei grosse Holzstücke geben die Höhe an, mit Erde wird die Anfahrt ausplaniert.

Härtetest Probefahrt

Dann heisst es Ausprobieren: Aufs Bike steigen, runterkurven und dabei hoffen, dass die Vorstellung des Trails auch kompatibel mit dem Fahrweg der Räder ist…und all die aufgeschüttete Erde nicht einfach wegbröckelt. Doch «Petit Sanglier» besteht den Test. Oder wie der einheimische E-Biker nach der Testfahrt meinte: «Manifique!»

 

 

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Trailbau – ein kleines Stück Kunst aus Dreck