Bereits zum neunten Mal begleitete Reiseleiter Michael Scharenberg eine Tansania Naturreise. Tansania, das ist Faszination für Michael, er fühlt sich da schon fast ein bisschen zuhause. Als Journalist hat er ein spannendes Reisetagebuch geschrieben und es ist ihm gelungen, uns an seiner Reise teilnehmen zu lassen.
4.Feb: Es ist der erste Morgen in Tansania, auf unserer Safari-Naturreise, und schöner könnte er nicht sein, das Frühstück gibt’s im Freien, der Himmel ist blau, die Luft angenehm mild, und die Paradiesblumen heissen nicht zufällig so, mit ihrer Blütenpracht … bald sind wir unterwegs auf einem informativen Lauf durch das Chaggadorf Marangu, am Fuss des legendären Kilimandscharo, begleitet von unseren Guides Goodluck, Thomas und Julius, die fast jeden Einheimischen kennen, immer werden freundliche Begrüssungsformeln ausgetauscht, ein kleiner Schwatz … seltsam, für uns, dass in den kleinen Vorgärten, gleich neben der Haustür, Gräber angelegt sind, der Tod ist den Menschen hier wohlvertraut … wir kommen an einer Primarschule vorbei, Aktivferien hat kürzlich Schreibtische für die Lehrer gestiftet, wir sind willkommen, dürfen in ein Klassenzimmer schauen – und werden mindestens so neugierig beäugt wie wir „äugen“, und dann singen die Kinder ihre Nationalhymne für uns, sie sind aufgestanden halten die kleinen Hände an die Schläfe, wie zum Salut, sie sind stolz auf die Unabhängigkeit ihres Landes; unsere Kameras wollen nicht aufhören zu klicken … und mit einem feinen Lunch im Aktivferien Kilimanjaro Farm House und dem Besuch des Marktes – das muss man einfach gesehen haben in Afrika! – geht ein reichhaltiger erster Tag zu Ende.
7.Feb: Safari! Jetzt geht’s los! Marangu liegt hinter uns, der erste Morgen im Tarangire-Park bricht an. Hinter dem riesigen Baobab vor meinem Safari-Zelt steigt die Sonne aus der Savanne. Bald sitzen wir in unserem Safari-Vehikel. Gespannt. Voller Erwartungen. Lange müssen wir nicht warten. Wie bestellt steht eine riesige Elefantendame hinter einem Busch. Seelenruhig lässt sie Grasbüschel um Grasbüschel in ihrem Maul verschwinden. Zählt jemand unsere Fotos? Schon „müssen“ wir weiter: dort vorne hat eine grosse Gruppe von Elefanten an einem Wasserloch Halt gemacht. Genüsslich-geräuschvoll ziehen sie sich mit ihren Rüsseln das kostbare Nass rein. Warum können wir nicht den ganzen Tag hier bleiben? Darum: kaum sind wir einen Kilometer weitergerollt, da, fünf Straussen, eine Gruppe Grant-Gazellen – und, was für eine Seltenheit, was für ein Glück, Oryx-Antilopen! Wir sind noch keine Stunde unterwegs … und so geht’s weiter an diesem Vormittag. Eine halbe Stunde später, kaum zu glauben, streckt, in einer Distanz von vielleicht sechs Metern, eine Gepardin ihren schmalen Kopf aus dem Gras! Und kaum hatte ich erklärt, wie die Giraffen mit ihren überlangen Zungen die obersten Akazienblätter abweiden, steht sie da: eine prächtige Massai-Giraffe, drei Meter von unserem Auto entfernt. Ein reicher Vormittag! Die Gäste sind sich einig: Erwartungen übertroffen. Voll!
8.Feb: Heute gehts zum Lake Manyara, direkt im Grossen Ostafrikanischen Grabenbruch. Wir sind kaum 10 Minuten unterwegs, da bekommt Karato, unser Driver-Guide, einen Funkspruch, und er kehrt sofort um: es seien Cheetahs gesichtet worden! Und da sind sie, drei Geparden, Brüder, erklärt Karato, die gemeinsam auf die Jagd gehen. Ca. 200 Meter weiter erkennen wir, auf wen sie es abgesehen haben, Straussen, vier Männchen, zwei Weibchen. Doch die haben die Absicht der Raubtiere längst durchschaut und „segeln“ davon, ihr üppiges Federkleid auf- und abwogend im Rhythmus ihres Eil-Trabs. „Die Cheetahs werden heute viel Geduld aufbringen müssen, bis sie sich mit ihrer nächsten Mahlzeit stärken können“, meint Karato. Die Maramboi Lodge am Lake Manyara ist nicht grad bekannt für die aufregendsten Tiersichtungen. Und doch: Die Zebras, die zwischen unseren luxuriösen Haus“zelten“ nach Fressbarrm suchen, begeistern uns einfach …
10.Feb: Heute wartet der Ngorongoro-Krater, dieses riesige, einzigartige Biotop des schon lange nicht mehr aktiven Vulkans. Mittlerweile kommt immer häufiger die Frage: „Wann sehen wir endlich Löwen?“ Im Tarangire war die Suche vergeblich gewesen. Doch aus Erfahrung weiss ich ja, es ist nur eine Frage der Zeit. Und plötzlich, wie bestellt, da liegen sie, 12, 15 Meter weit weg: 2 Weibchen, 1 Männchen – und 5 Junge, verspielt turnen sie durchs hohe Gras. Aber die Aktivitäten halten sich in Grenzen heute Morgen, bald liegen sie alle am Boden verschluckt vom hohen Gras. Doch kaum sind wir weitergefahren, dort!, das zweite Männchen: direkt am Strassenrand! So nahe, dass wir sehen, wie sich mit jedem Atemzug seine Flanke hebt und senkt. Nach gefühlten 150 Fotos überlassen wir den Löwen seiner Morgensiesta. Er hatte absolut null Interesse an uns gezeigt. – Und wie immer: Wir können uns nicht sattfotografieren an den hübschen Vierbeinern im Streifenanzug, punda milia, Zebras. Auch die Vogelfreunde sind begeistert, zwei prächtige Kronenkraniche sind in kurzer Distanz auf Futtersuche, wenig später eine Riesentrappe, fünf Meter neben dem Auto, mit bis zu 20 kg der schwerste flugfähige Vogel überhaupt! Und Büffel. Und Grant-Gazellen. Und Thomson-Gazellen. Und Hunderte Flamingos, es hatte viel geregnet, der See ist riesig jetzt … was für ein Tierparadies, was für eine Safari!
11.Feb: Die Fahrt vom Ngorongoro in die Serengeti, via Lake Ndutu, führt uns heute mitten durch traditionelles Massai-Land. Unser Lauf beginnt bei Endulen, einem Versorgungszentrum für die lokalen Massai. Dies ist ein ganz spezielles, exklusives Erlebnis für Aktivferien-Gäste. Andere Touristen treffen wir hier nicht an. Aber sind wir wirklich willkommen? Auf der Anfahrt stoppen wir einmal kurz, sofort kommen drei Massai-Männer heran: „Woher kommt ihr? Wohin geht’s?“ Schnell halten sie einen kleinen Schwatz mit unserem Driver-Guide. Und meinen dann: „Karibu, willkommen!“ und: „Ein Haus, das nicht besucht wird, ist ein Haus ohne Segen.“ – Für zwei Stunden laufen wir dann ohne Hast durch hügeliges Weideland, an Bomas vorbei, hier eine Geissen-, dort eine Kuhherde, gehütet von 10-,12-jährigen Jungen. Ein Bild des Friedens. Natürlich wird die Kinderschar, die uns folgt, mindestens so aufgeregt wie wir, immer grösser. Sie kreischen vor Vergnügen, wenn sie sich in den Fotos unserer Kameras wiedererkennen. Unser Massai-Guide Kimani erklärt uns die „Innenarchitektur“ der Bomas: In einem schneckenförmigen Gang geht es ins Innere, so werde stürmischen Winden die Kraft genommen. Wir sind neugierig geworden: „Dürften wir uns eine Hütte von innen anschauen?“ – Kimani fragt den Hausherrn, und nachdem ich mich mehrfach erkundigt habe, ob wir wirklich nicht ungebührlich stören, geht’s los. Im ersten Moment sehe ich die Hand vor meinen Augen nicht, und schon muss ich husten, mitten im einzigen Innenraum brennt ein offenes Feuer, nur durch eine Öffnung kann der Rauch abziehen. Jetzt erst erkenne ich, dass ein Mann und eine Frau am Feuer sitzen. Eine Schlafstelle für den Mann, eine für die Frau und Kinder, eine „Ablage“ für Lebensmittel, ein „Mini-Stall“ für Kleintiere, alles in diesem Raum mit einem Durchmesser von ca. 6 Metern. Kein fliessendes Wasser, kein WC, fast kein Licht. Unterdessen hat sich eine Gruppe Massai gebildet, ein halbes Dutzend Erwachsene, etwa 20 Kinder. Wir schauen – sie schauen – wir schauen. Kimani erklärt: eine Reisegruppe aus der Schweiz und aus Deutschland. Ich kann nicht abschätzen, ob sie wissen, woher wir kommen, doch die Erklärungen von Kimani stellen sie offenbar zufrieden, beruhigen, alle kennen ihn, er ist einer von ihnen.
Ich weiss, wir haben bereits etwas Verspätung auf unseren Zeitplan, aber das stört jetzt niemanden. Tief beeindruckt von dieser ungeplanten einmaligen Begegnung fahren wir weiter in unsere Ndutu-Safari-Lodge. Zwei Welten.
13.Feb: Wir sind in der riesigen Weite der Zentralserengeti angekommen. Es hatte zwar vor einiger Zeit ein wenig geregnet, doch die Tiere warten sehnlichst auf das Einsetzen der Regenzeit, hatte Massai-Naturalist Msafiri uns gesagt. Und uns ein faszinierendes Beispiel erklärt, wie Tiere sich an die Bedingungen ihrer Umwelt anpassen können: „Wenn die Niederschläge ausbleiben und es daher zu wenig frisches Gras für ihre Jungen gibt“, erklärte Msafiri, „können die werdenden Gnu-Mütter die bevorstehende Geburt hinauszögern, um bis zu 10 Tage!“ – Die Löwinnen in der Nähe unseres Safari-Camps hätten nicht gewartet, ihre Jungen seien da, haben wir gehört. Jetzt brauchen sie dringend Nahrung und Wasser. Das wissen offensichtlich auch die Büffel, die sonst oft in der Nähe zu sehen sind, sie sind wohl vorsichtshalber verschwunden. Noch einmal erinnere ich an die Spielregeln: Nach Einbruch der Dunkelheit laufen wir nur in Begleitung eines Massai zu unserem Zelt! Auch am allerletzten Safari-Abend! Hab ich übertrieben? Plötzlich leuchtet Massai Longishu mit seiner Taschenlampe in die Dunkelheit, Augenpaare leuchten auf, wie von Katzen. Natürlich! Wir zählen: fünf Löwinnen ziehen vor uns vorbei, fünf! Distanz vielleicht 30 Meter, ein Steinwurf. Wir halten den Atem an. Wenn die uns jetzt angreifen würden? Aber wir passen nun mal nicht in ihr Beuteschema. „Sie suchen Wasser“, erklärt Longishu, in aller Ruhe. – Wir können kaum glauben, was wir soeben erlebt haben, das Einschlafen funktioniert nicht wie gewohnt … Asante sana, Serengeti, danke, Aktivferien – Safari in Tansania!