Wieder geht eine wunderbare Reise in Tanzania zu Ende. Die zu Hause gebliebenen fragen mich oft, wie sie sich die Zeltcamps vorstellen können. Ob es in den Camps nicht langweilig ist? Die meisten sind doch sehr abgelegen. Langweilig?

Stell dir vor, du sitzt morgens in deinem Zelt auf der Toilette und denkst, dass direkt hinter dir, also hinter der Zeltwand, etwas gearbeitet wird. Um genügend Wasser zum Duschen, Hände waschen und für die WC-Spülung bereitzustellen, wird Wasser hinter der Zeltwand in Kübel gefüllt. Diese Kübel werden an einem Seilsystem nach oben gezogen, sodass bei Bedarf Wasser fließen kann. Warmwasser gibt es nur, wenn das Camp-Team es in einen solchen Kübel füllt. Ich dachte also, dass das Camp-Team bei meinem Zelt Wasser nachfüllt und dass es beim Hochziehen des vollen Kübels zwischendurch an die Zeltplane spritzt. Falsch gedacht! Plötzlich kommt jemand und ruft, ich solle sofort aus dem Zelt kommen! Hat sich doch tatsächlich ein Elefant an meinem Duschwasser vergnügt, während ich das stille Örtchen besucht habe! Trotz der dünnen Zeltplane war nicht zu erkennen, dass es sich beim vermeintlichen „Camp-Team“ in Wahrheit um einen Elefanten handelte.

Wenn du dich jetzt fragst, wie eine Toilette im Zelt Platz hat, sei gesagt, dass die Zelte sehr großzügig ausgestattet sind. Sie verfügen über Doppelbetten und ein zusätzliches Beistellbett, beide sind von einem Moskitonetz umgeben. Hinter einer Trennwand befinden sich Dusche, Lavabo und eine Toilette, wie wir es gewohnt sind. Alles ist innerhalb des Zeltes, damit niemand in der Nacht nach draußen muss. Vor dem Zelt gibt es einen großzügigen Balkon mit Sitzgelegenheiten, von dem aus wir die Natur Afrikas beobachten können. Diese Balkone sind meine Lieblingsplätze, sobald wir etwas Zeit im Camp verbringen können. Bei der vergangenen Reise waren unsere Zelte am Ruaha River so ausgerichtet, dass wir direkt auf den Fluss blicken konnten. Dass dieser Fluss zurzeit ausgetrocknet ist bringt den Vorteil, dass sich die Tiere um die restlichen Wasserstellen versammeln und gut beobachten lassen. So hatten wir also Beste Sicht auf Impalas, Wasserböcke, Hippos und Elefanten, die durch das trockene Flussbett gezogen sind.  Letztere Tiere waren auch der Grund, warum wir abends nie ohne Begleitung der Massai zurück zum Zelt gegangen sind.

Die Tiere aus sicherer Distanz zu beobachten, hat etwas Magisches! Weniger magisch ist es jedoch, wenn ein Tier im Zelt landet. Keine Sorge, das passiert nicht, da Elefanten usw. nie in ein Zelt eindringen. Leider ist das nicht so, wenn es sich um die kleinste Affenart, das Bushbaby, handelt. In unserer Unterkunft im Mikumi Nationalpark lässt es sich normalerweise beim Nachtessen auf der offenen Terrasse vom Restaurant blicken. Während dem Essen sind wir hoch erfreut, dass sich das süsse Äffchen mit den Kulleraugen blicken lässt. Aber Moment mal, da war doch was..? Der Campmanager hat uns bei unserer Ankunft erklärt, dass wir keine Nahrungsmittel im Zelt liegen lassen dürfen. Das Bushbaby ginge sonst ins Zelt und mache sich hinter unseren Nahrungsvorrat. An diese Anweisungen halten wir uns auch. Ausser, wenn etwas vergessen geht. Meine Zwischenverpflegung habe ich abgegeben. Nur leider habe ich nicht daran gedacht, dass ich noch eine Banane im Rucksack hatte… Nach dem Essen fand ich dann vor, was ich erwartet habe. Das Bushbaby hat sich tatsächlich in mein Zelt geschlichen, den Reissverschluss von meinem Rucksack geöffnet und die Banane gegessen! Und dabei eine kleinere Schweinerei hinterlassen. Dreist! Aber was soll man machen. So süss wie das Bushbaby ist, ist das schnell vergessen und das Geschehene bleibt als lustige Geschichte in Erinnerung.

Auch die Abende in den Camps sind wunderschön. Überall läuft im Bush-TV dasselbe Programm: der Sender mit dem Lagerfeuer. Wenn es dann langsam Zeit zum Schlafen wird, liegt ein zusammengerolltes Blatt Papier auf dem Bett. Auf diesem Blatt steht jede Nacht eine neue Gutenachtgeschichte: Wie der Leopard zu seinen Punkten kam, warum der Löwe brüllt oder wie der mürrische Elefant mit dem gebrochenen Stoßzahn für seine Weisheit bekannt wurde. Warum? Dieses Geheimnis kann ich der Leserschaft leider nicht verraten. Dieses Geheimnis musst du selbst auf einer von Aktivferien durchgeführten Reise nach Tanzania entdecken. Sonst wird es ja plötzlich noch langweilig im Zeltcamp 😉

 

Karin Baumgartner,

Wanderleiterin mit eigd. Fachausweis und Safari-Guide

 

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So spannend ist Camping in Tanzania!