Spät abends erreiche ich das Kilimanjaro Farm House. Unser Manager Evarest begrüßt mich herzlich: „Jambo Boss, welcome back home.“ Er hat im lauschigen Garten des Farmhauses einen Tisch für mich vorbereitet, romantisch beleuchtet mit vielen Laternen. Auch das Buschbaby, das im Farmhaus lebt, begrüßt mich mit seinem lauten Gekreische.
Dieses Mal ist ein Teamausflug auf den Gipfel mit neuen jungen Guides geplant, damit wir uns besser kennenlernen und auch eine neue Generation von Bergführern aufgebaut werden kann. Bei der Besteigung ist es mir zudem auch besonders wichtig, mit den Entscheidungsträgern der Nationalparkverwaltung, den Rangern und Hüttenwarten Gespräche zu führen und uns auszutauschen. Endlich bin ich wieder an meinem Lieblingsberg unterwegs. Wir steigen gleich am ersten Tag vom Marangu Gate auf 1900 m bis zur Horombo Hütte auf 3780 m auf.
Evarest ist mit dabei und bald werden auch alle jungen Guides entspannter, es entstehen spannende Gespräche und wir können viel lachen.
Bis zur Horombo Hütte ist praktisch niemand unterwegs. Der Weg ist sauber und gepflegt, wir geniessen die einzigartige Natur, alles blüht. Wir sehen bald die ersten Affen in den Baumkronen. Später erblicken wir Elenantilopen, die grösste Antilopenart Afrikas, auf über 3500 m ü. M. Die Bergführer erzählen mir, dass vor einem Monat sieben Büffel auf 4300 m am Kibosattel gesichtet wurden. Diese Tierwelt ist einfach faszinierend.
Der Gipfeltag ist anders als üblich. Wir starten morgens um 4 Uhr von der Horombo Hütte auf 3780 m und wollen direkt zum Uhuru Peak auf 5895 m. Ab dem Gilmans Point ist der Kraterrand stark verschneit, zudem herrscht extremer Wind. Um die Mittagszeit erreichen wir den Hauptgipfel bei stürmischen Böen. Einmal mehr stehe ich auf dem Dach Afrikas. Wir sind alleine hier oben. Auch nach über 60 Besteigungen ist der Moment für mich emotional: Diese Aussicht auf die 5000 m unter uns liegende Savanne, einmalig!
Beim Abstieg zur Kibo Hütte kommen uns die Ranger und Hüttenwarte entgegen. Sie nehmen uns die Rucksäcke ab, denn unser „Marathon“ hat sich herumgesprochen. Überall treffen wir so herzliche und liebenswürdige Menschen. Einige der Ranger und Hüttenwarte kenne ich seit Jahrzehnten, und von der neuen Generation in Tansania bin ich positiv überrascht. Es sind sehr talentierte junge Menschen mit einer soliden Ausbildung von der Mweka Wildlife Management School. Ein junger Ranger kommt direkt auf mich zu und sagt mir, dass sein Traum sei, einmal bei Aktivferien zu arbeiten. Jede Besteigung ist für mich nicht nur eine körperliche, sondern auch eine sehr emotionale Erfahrung.
Tanzania ist eine andere Welt!